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Kinheim - St. Martin

Über den genauen Ursprung der 830 - Einwohner - Gemeinde Kinheim fehlen sichere Angaben. Dem Namen nach ist von einer fränkischen Siedlung auszugehen. Das zum Kröver Reich gehörende Dorf wurde 1148 in einer Urkunde erwähnt, in der Papst Eugen III. dem Kloster Echternach Weinbergsbesitz in „Kennheim“ bestätigt hat. Der Ursprung ist aber noch viele Jahre früher anzusiedeln. 1976 fand man im Ortsteil Kindel Reste eines römisch-keltischen Gutsherrenhofes aus dem 4.Jahrhundert n. Chr. Seit 1600 findet man die heutige Schreibweise  „Kinheim“. Die Klöster spielten lange Zeit eine große Rolle. Zu nennen ist hier vor allem das Kloster Echternach, das großen Güterbesitz auch in Kinheim hatte. Die in der Mitte des 18.Jahrhunderts entstandenen Gebäude gingen 1803 durch die Säkularisation der Franzosen in Privatbesitz über und werden auch heute noch bewohnt.

Bis 1803 gehörte Kinheim als Filiale zur  Pfarrei Kröv, um dann als selbständige Pfarrei Kinheim eigenständig zu werden. 1976 ging der letzte Pfarrer von Kinheim, Otto Wendling, in den Ruhestand und seit dieser Zeit ist der Pfarrer von Kröv in Personalunion auch Pfarrer von Kinheim. Mit Umsetzung des Strukturplanes 2020 des Bistums Trier ist seit 2008 der Pfarrer von Traben-Trarbach auch Pfarrer von Kröv und Kinheim.


Bis 1826 fand in Kinheim der Gottesdienst in einer Kapelle statt. Dann wurde mit dem Bau der heutigen Pfarrkirche begonnen.

Urkunde über die Grundsteinlegung der Pfarrkirche Kinheim

                                               Wilhelm III.,
                                         König von Preußen,
                                   Josef, Bischof von Trier,
                                                   und
                                   Johann Steffen, Priester,
                                          war  Seelsorger
                                   dieser rechtgläubigen Gemeinde.
                            Ich, der Grundstein, unter die Erde gelegt,
                       trage auf meinem Rücken die Last der neuen Kirche.

Planer war der Koblenzer Baumeister von Lassaux. 1827 wurde ein Jahr nach Baubeginn die Pfarrkirche St. Martin zu Kinheim fertig gestellt. In den folgenden Jahrzehnten wurde der klassizistische Bau vielfach umgestaltet und verändert. So erhielt die Pfarrkirche St. Martin im Kriegsjahr 1943 auf der rechten Seite drei neue Glasfenster, die die Beziehung zum Weinbau bekunden.

 

Weitere Renovierungen

Einschneidend für die weitere Gestaltung der Kinheimer Kirche war dann die Renovierung des Kircheninneren im Jahre 1955 durch Pastor Thull. Der Altarraum wurde baulich umgestaltet, der alte Altaraufbau abgetragen und ein neuer Altar aus deutschem Marmor, Trachonit, erstellt. Das wertvolle Bild an der Rückwand des Altarraumes schuf Bildhauer Eugen Keller aus Höhr-Grenzhausen in Sgrafitto mit Goldmosaik. Dieses großartige Wandbild beherrscht die gesamte Kirche. Es stellt die endzeitlichen Ereignisse dar: Vier Engel stoßen in die Posaune. Sie rufen zur Auferstehung und zum Gericht. Auf den Wolken des Himmels erscheint der Glorienkönig, auf einem Regenbogen sitzend, prachtgewandet. Mit seiner Rechten gebietet er Schweigen. Und Gott spricht das Wort, das nie vergehen wird „Veni sponsa“ „Komm Braut“. Vor ihm sieht Maria das große Zeichen; in ihr spiegelt sich die Kirche, die Braut Christi, bereit zur Hochzeit. Rechts und links sind die Repräsentanten der großen Schar der Auserwählten: der Patron St. Martin, St. Agnes, St. Cäcilia, St. Maria Goretti; auf der anderen Seite: St. Petrus, St. Johannes, St. Pius X, St. Franziskus, St. Bernhardus. Hinter Ihnen schimmert das himmlische Jerusalem, zwölf Bogen spannen sich wie geistige Tore, weit geöffnet. Hinter ihnen stehen die himmlischen Heerscharen.

Der Künstler des Altarbildes schuf auch die Seitenaltäre: Rechts den Herz-Jesu-Altar und links den Marienaltar mit einer hölzernen Marienfigur. Die Orgel  wurde von Michael Weise aus Plattling/Oberbayern. Sie hat 2 Manuale und 24 Register, und wurde 1957 eingesegnet.

Die vormalige hölzerne Hochaltar und die alten Seitenaltäre wurden ausgebaut. Über deren weiteren Weg ist nichts zu erfahren. Lediglich in der Dorfkapelle zu Wispelt war noch einige Jahre später ein Teil des Kinheimer Hochaltars zu finden, der aber vor ca. acht Jahren im Rahmen der Renovierung der Wispelter Kapelle verbrannt wurde. Das letzte verbliebene Relikt des alten Hochaltars ist aber noch in der Kinheimer Kirche zu finden. Im rechten Aufgang zur Orgelempore hängt noch das ca. 1,80 m große hölzerne Altarkreuz. Im linken Orgelaufgang hängt ein großes hölzernes Marterl aus Oberammergau, das eine Kinheimer Familie stiftete.

Der neue Hochaltar wurde am 18. Dezember 1957 durch Weihbischof Bernhard Stein konsekriert. Den schon vorhandenen Reliquien wurden Reliquien von Papst Xystus und von Bischof Briktius zugefügt.

Nach dem Einbau einer Warmluftheizung im Dezember 1959 wurde der Mittelgang der Kirche mit Solnhofer Platten ausgelegt. Im Spätherbst 1968 wurden die beiden Orgelaufgänge in Beton gegossen und mit Marmorplatten belegt. Die schmiedeeisernen Geländer und die Tore zu den Emporeaufgängen wurden von dem Kinheimer Schmied Bechtel geschaffen.

 

Das große Hochwasser 1993

Eine weitere bauliche Maßnahme wurde durch das Weihnachtshochwasser 1993 verursacht. Die Mosel stand so hoch, dass sogar der Heizungsraum unter Wasser stand und die Heizung irreparable Schäden erlitt. Deshalb wurde der Heizungsraum unter Einbeziehung eines Teils der Meßdienersakristei eine Etage höher gelegt.

 

Innenrenovierung 2005 / 2006

Aber auch der gesamte Bau der Kirche zeigte mit zunehmender Distanz zur letzten Renovierung Schäden, so dass zum Beispiel der Glockenstuhl, das Dach und die Gewölbeaufhängung einer gründlichen Renovierung unterzogen werden mussten. All dies konnte aber nicht davon ablenken, dass eine gründliche Innenrenovierung angezeigt war. Nach vielen Verhandlungen mit dem Bischöflichen Generalvikariat in Trier unter Einbeziehung bekannter Kirchenkünstler stand ein Ablauf für diesen wichtigsten Abschnitt fest.

Im Einzelnen mussten neu angelegt werden bzw. waren zu renovieren:

-          Chor mit Altar, Ambo, Priestersitz und Sitzbänken gem. den neuen liturgischen Bestimmungen
-          Überarbeitung aller Fenster und Fensterbögen
-          Fußboden
-          Kassettendecke und Kehlflächen (Übergang von Wand zu Kassettendecke)
-          gesamter Anstrich
-          Orgelempore und Orgel
-          zwei neue Sakristeien unter der Orgelempore
-          Trenngitter unter der Empore verbunden mit Verlegung des Taufortes
-          Verlegung der Sakristeien unter die Orgelempore (links Priestersakristei, rechts Messdienersakristei)
-          Neugestaltung des Kreuzweges
-          gänzlich neue Ausleuchtung des Chores und der Kirche
-          Verlegung einer modernen Lautsprecheranlage
-          Neuverlegung aller elektrischen Leitungen

Insgesamt wurde eine Baukostensumme von 330.000 Euro veranschlagt und annähernd auch eingehalten. Dabei wurde auch eine gehörige Menge von Eigenleistungen gefordert, um den Kostenanteil der Kirchengemeinde soweit nur irgendwie möglich gering zu halten. Diese Forderung wurde auch von der Pfarrgemeinde Kinheim in vorbildlicher Weise erfüllt. 1.800 Stunden an Eigenleistung wurden insgesamt von „Raumpflegerinnen“, Feuerwehr, Schreinern und vielen anderen geleistet. Insgesamt waren bei diesem Renovierungsabschnitt 94 Personen beteiligt - eine Zahl, die auch von Weihbischof Schwarz bei der Einweihung ausdrücklich gewürdigt wurde.

Am 16. August 2005 begann dieser Renovierungsabschnitt mit einer Übung der Freiwilligen Feuerwehr, in deren Rahmen  das gesamte Mobiliar aus der Kirche geräumt wurde.

Am 1. November 2006 konnte Weihbischof Leo Schwarz mit einem feierlichen Amt die neu gestaltete Kirche mit Weihe des neuen Altares seiner Bestimmung übergeben. In den neuen Altar aus Mayener Basalt wurde auch eine Kupferrröhre mit einem Brief des im Konzentrationslager Dachau 1942 verstorbenen katholischen Priesters Josef Bechtel, der aus Kinheim stammte, eingelassen. Heute findet unsere Kirche viel Anerkennung und besonders auch bei den Gästen viel Zuspruch.

 

Die Urkunde über den neuen Altar lautet:


                           Heute, am 1.November 2006 habe ich, Weihbischof em. Leo Schwarz,
                           die Pfarrkirche St. Martin in Kinheim nach einer umfassenden
                           Renovierung wieder eröffnet, den neuen Ambo gesegnet
                           und den Altar konsekriert.
                           Das Sepulchrum des Altarsteines aus dem alten Zelebrationsaltar
                           wurde ungeöffnet übernommen und in den neuen Altar eingefügt.

                           Der Altar wurde zu Ehren des  Heiligen St. Martin geweiht.

Trier, den 1.November 2006


Die Konsekration fand heute statt.                                            


   

Turmsanierung

Schon kurze Zeit später begann aber schon die Planung für einen weiteren Renovierungsabschnitt der Kinheimer Pfarrkirche. Diesmal ging es um den Turm. Schon seit einigen Jahren waren nach einem stärkeren Wind jedes Mal vor dem Turm Gesteinsbrocken und Schieferstücke zu finden. Dass dies von dem brüchigen Sandstein und dem Schieferdach des Kirchturms stammte, war offensichtlich. Klar war auch die große Verletzungsgefahr für Passanten, wenn ihnen einmal ein Gesteinsbrocken auf den Kopf fallen sollte. Seitens des  Verwaltungsrates wurden die Bedenken über die Gefährdung der Bevölkerung und den bedenklichen baulichen Zustand des Turmes dem Generalvikariat häufiger vorgetragen. 

Wegen der beschränkten finanziellen Möglichkeiten wurde für den ersten Bauabschnitt einer Außensanierung des Turmes eine Kostensumme von 145.000,00 Euro angenommen, wobei von Anfang an klar war, dass die genauen Kosten erst nach der Montage eines Gerüstes ermittelt werden konnten. Nachdem ab Anfang Mai 2008 der Kirchturm bis zur Turmhaube völlig eingerüstet war, wurden bei neuerlichen Begehungen die schlimmsten Befürchtungen bei weitem übertroffen. Vor allem waren jene Teile des Turms, die aus rotem Sandstein (Wittlicher Sandstein) bestanden, in einem desolaten Zustand. Letztendlich erhöhten sich alle Baumaßnahmen auf die Summe von 207.000,00 Euro. Dennoch wurde die Sanierung des Kirchturms Anfang Dezember 2008 abgeschlossen. Nunmehr kann Kinheim stolz sein auf eine schmucke Kirche, die schon von weitem durch das strahlende Weiß zu erkennen ist.

Was nun noch ansteht, ist die Außenrenovierung des Seitenschiffes. Wann das aber in die Planung geht, bleibt aber vorerst ein Rätsel.

 

Kinheimer Kapelle
„Kinheimer Bildchen“

An der belebten Bergstraße von Traben-Trarbach nach Ürzig befindet sich fast am höchsten Punkt in 407 m NN die Kinheimer Kapelle, auch Kinheimer Bildchen, genannt. Diese Kapelle gehört der Gemeinde Kinheim, wird aber von Kinheimer Bürgern, vor allem aber Senioren, ehrenamtlich betreut. Sie ist ganzjährig geöffnet und lädt manchen Wanderer zum Verweilen ein.

Einmal im Jahr (Montag vor Christi Himmelfahrt) findet die erste Bittprozession als Fußwallfahrt zum „Bildchen“ statt. Ausgangspunkt ist die Kinheimer Kirche in ca. 210 m NN und die ca. 4 km durch die Weinberge mit ca. 200 m Höhenunterschied erfordern von allen Teilnehmern eine gehörige Portion Kondition. In früheren Jahren begleitete die Kinheimer Musikkapelle die frommen Wanderer, was aber doch für viele der Musiker mit ihren Instrumenten zu anstrengend war. Wenn aber die Fußpilger nach ca. 1 ¼ Stunden endlich die Höhenstraße erreicht haben, begleitet der Musikverein die Fußwanderer auf den letzten 500 m mit seiner Musik. Anschließend ist in der Kapelle für alle Wallfahrer, egal ob sie nun zu Fuß oder mit dem Pkw die Kapelle erreichten, eine Eucharistiefeier unter Mitwirkung des Musikvereins. Es ist anschließend jedem freigestellt wie er wieder Kinheim erreicht. Ganz rüstige marschieren doch wieder zurück. Jedenfalls nimmt diese Bittprozession einen festen Punkt im religiösen Jahresablauf  in Kinheim ein.

 

Noch etwas „Sagenhaftes“ zum „Kapellchen“:

Diese Marienkapelle  auf dem Kinheimer Berg wurde von einem Hirtenjungen aus Kinheim ursprünglich als Bildstock gebaut. Die Sage erzählt, dass er Tiere des Dorfes auf dem Gelände der heutigen Kapelle gehütet hat. Während eines Gewitters rannte die Herde auseinander, so dass der Hirte seine Herde nicht mehr finden konnte. In seiner Verzweiflung und aus Angst vor den Dorfbewohnern fiel er auf die Knie und flehte die Gottesmutter an ihm zu helfen. Als Dank versprach er einen Bildstock zu errichten. Kaum war sein Gebet beendet, kamen seine Tiere wieder herbeigelaufen.

Der Bildstock diente viele Jahre als Pilgerstätte und wurde dann schließlich 1840 von den Kinheimer Bürgern zu einer Kapelle ausgebaut. Zahlreiche Votivtafeln und Marienfiguren zeugen von der Gläubigkeit an der Mittelmosel.

In diesem Jahr haben einige pensionierte Handwerker wieder Bänke in der Kapelle restauriert und für die Sauberkeit und den Blumenschmuck sorgen einige ältere Damen.

kinheim

Neuer Reiter / Akkordeon